![]() | Nassauer Chronik 1586 - 1887 | |
Im Folgenden Auszug aus "Chronik des Amtgerichtsbezirk Frauenstein" (Erster Theil). Zusammengestellt von Oswald Schleinitz im Jahre 1887 Lage, Größe, Name Nassau mit gegen 1500 Einwohnern ist das längste Dorf im Amtsgerichtsbezirke, indem es sich von der Mulde etwa 2 Stunden westlich bis zur früher sogenannten Sayda-Altenbergerstraße hinaufdehnt, dei es vom westlichen Flügel des Töpferwaldes trennt. Man nennt dieses mindestens 2200 Fuß Höhe erreichende Waldstück die wüsten Güter, weil es ursprünglich 6 Bauerhufen gebildet, auf denen jedoch seit 1701 wieder 7 Häuser eingebaut worden sind. 6 andere Güter des Oberdorfes sind stark verkleinert worden, als Heinrich von Schönberg 1584 das Vorwerk Grünschönberg errichtete, was zum Rittergute Rechenberg gehörte, 1647 Domäne ward, durch den 30jährigen Krieg zerstört und 1658 neu erbaut wurde. Jetzt ist von diesem Vorwerke fast jede Spur verschwunden. Als Kurfürst August II. im Jahre 1739 hier jagte, erlegte er 800 Stück Hochwild. Über den Ursprung des Namens Nassau kann man zuverlässige Nachrichten nicht finden, dess es ist nicht zu beweisen, ob der Ort wendisch-sorbischen Ursprungs ist und Nassowe geheißen, oder ob es eine nasse Aue bedeuten soll; doch kommt der Name schon im 14 Jahrhunderte vor. Das Dorf hat ein bedeutendes Lehngericht, dessen Besitzer Steiger 1832 und 1833 der 2. Ständekammer angehörte. Früher hatte dieses Mannslehn-, später Erbgericht auch die Braugerechtigkeit, jedoch später wurde das Dorf etliche hundert Jahre mit der Bierabnahme nach Rechenberg gezwungen. Auch in Nassau hat man ehedem Versuche im Bergbau gemacht, im Oberdorfe sind noch einzelne Halden deutlich erkennbar, und in den Kirchenbüchern kommen zwischen 1600 und 1750 Bergleute in Menge vor. 1710 legte man die Zechen Gabriel, Michael und Wille des Herrn an. Die Schulen Früher war hier nur ein Schulhaus, welches am 9. Oktober 1673, nachdem es 3 Jahre vorher neu erbeut worden war, abbrannte, und zwar infolge von Nachlässigkeit der Lehrersfrau, die Flachs in der Stube gedörrt hatte. Über die Erbauung desselben kann man Nachrichten nicht auffinden. Jedoch wurde der Cötus von mehr als 200 Kindern für die Schulstube zu groß, daher denn, nachdem das Schulgesetz von 1835 ergangen war, nicht nur die Schulstube beträchtlich erweitert und die Wohnung mit einem neuen Anbau versehen, sondern auch noch ein zweites Schulhaus im niedern Theile des Dorfes erbaut und dahin die Hälfte der Schüler geweisen wurde. Dieses im Jahre 1840 in Niedernassau errichtete Gebäude wurde 1882 durch einen Anbau erweitert. Die Kirchschule im Oberdorfe wurde 1871 von aus neu errichtet. 1883 mußte für diesen Theil des Dorfes, die die Kinderzahl auf 185 gestiegen war, auch noch ein Hilfslehrer angestellt werden, für welchen die Wohnung, sowie das Unterrichtslokal der 2. und 3. Klasse in einem der Gemeinde gehörigen Grundstücke eingerichtet wurde. Gemeindevorstände 1.) Erbrichter Karl Gotthilf Steiger, wurde gewählt am 15. April 1839 und starb im Mai 1843 2.) Gutsbesitzer Karl Gottlieb Göhler, 1843 bis Ende 1844 3.) Gutsbesitzer Heinrich Wilh. Dittrich, 1845-1850 4.) Gutsbesitzer und Kaufmann August Fürchtegott Merkel, 1851 bis 1874 5.) Herr Gutsbesitzer Karl August Göhler, 1875-1886 6.) Herr Hausbesitzer und Schnittwarenhändler Heinrich Reichelt, seit dem 1. Januar 1887. Landespolizei Die hiesige Gensdarmeriestation wurde im Jahre 1874 errichtet und sind seit dieser Zeit folgende Herren als Gensdarmen hier angestellt gewesen: 1.) August Striegler, vom 1. August 1874 bis 31. Juli 1877 2.) Friedrich August Böttcher, vom 1. August 1877 bis 1. April 1882 3.) Franz Voigt, 1882 bis Ende 1886 4.) Ernst Adolph Rosenkranz, seit dem 1. Januar 1887 Allerlei Ereignisse in Nassau 1586 Mit dem Oktober d.J. beginnt das älteste Todtenregister von Nassau. 1594 schneite es am Himmelfahrtstage den ganzen Tag, dabei waren Eiszapfen an den Dächern. 1598 den 3. Juni (heil. Abend vor Pfingsten) Schneewetter bei starker Kälte. Am 16. Dezember heftiges Gewitter mit etlichen Erdstößen und starkem Sturm, der viel Schaden an Gebäuden und in den Wäldern anrichtete. 1599 Die Pest kommt von Freiberg her ins Gebirge. Hier starb zuerst Ilgen Wolf s Tochter an dieser Krankheit. In Folge der zahlreichen Todesfälle stellte die Gemeinde Nassau erstmalig (den 20. August) Hans Rudolf als Todtengräber an und kaufte ihm ein Pferd zur Beerdigung der Pestleichen. Trotzdem wurden noch viele Todte von den Angehörigen auf den Gutsfeldern beerdigt. Im Ganzen starben hier in diesem Jahr 115 Personen an der Pest. (Ob der längst eingegangene Pestkirchhof, abseits der Kirche, jetzt ein zum Kirchschullehn gehöriges Stück Feld zu dieser Zeit oder später angelegt worden ist, lässt sich nicht genau ermitteln, die Spuren dieses Gottesackers sind noch erkennbar). 1600 Während der Pfingstfeiertage starke Kälte, Eis auf den Gewässern. 1603 starben im Herbste hier 12 Personen an der "rothen Ruhr" (in den Kirchenbüchern "das rothe Weh" genannt). 1607 von August bis November abermals die Pest hier. Der Todtengräber Hans Rudolf amtiert noch, die Beerdigungen auf den Gutsäckern finden aber auch noch statt. 1609 vom 9. bis 11. November furchtbar anhaltender Sturm, der viel Schaden in Wäldern und an Gebäuden anrichtete. 1610 Wahrscheinlich erst in diesem Jahre wird der Gottesacker "auf dem Viehwege" am Richtergute, jetzt ein Schulfeld (siehe oben 1599) errichtet und am 7. Dezember Kaspar Göhlers Ehefrau als erste Leiche auf demselben beerdigt. 1613 Abermals die Pest hier. Die daran gestorbenen 22 Personen sind sämtlich auf dem 1610 errichteten Gottesacker beerdigt worden. 1626 Abermals die Pest hier. 1630 den 8. März starb hier Michael Mende im 123. Lebensjahre. 1632 im August brachen die kaiserlichen Kroaten hier ein. Aus den Kirchenbüchern geht hervor, daß bei dem barbarischen Auftreten der Feinde im Jahre 1632 und 1633 hier, Rechenberg und Holzhau zusammen mehr als 200 Menschen umsLeben gekommen sind. Den 10. September wurde die Ehefrau des hiesigen Lehrers Christoph Trebner bei der Plünderung des Schulhauses von den Kroaten erschlagen. Im Herbste nahmen die Soldaten die gesamte Ernte von den Feldern weg, draschen sie in den Scheunen aus und schafften die Körner fort. 1639 Der schwedische General Banner belagert Freiberg. Große Noth hier durch die umherschweifenden schwedischen Soldaten; in Folge dessen Hungersnoth. 1648 Das Getreide sehr wohlfeil, der Scheffel bestes Korn 18 Groschen. 1658 und 1659 wiederholte Blitzeinschläge hier. 1660 den 2. Dezember hauste ein furchtbarer Sturm, der bedeutenden Schaden in Wäldern und an Häusern anrichtete. 1668 Für die hiesige Kirche wurde zu Pfingsten eine neue Sanduhr für 6 Groschen angekauft und neben der Kanzel angebracht (ist aber nicht mehr vorhanden). 1670 Sehr strenger und langer Winter. Über 1000 Stück Wild kamen im Nassauer Forste um. Damals gab es in der Gegend auch noch Wildschweine. Es wurden Wildfütterungen durch den Förster errichtet, jeder Bauer von Nassau mußte täglich ein Gebund Hafer und Heu gegen Bezahlung abliefern. 1671 Zur Erntezeit unaufhörlicher Regen. Das Getreide lag fast 4 Wochen in der Nässe auf den Feldern und konnte kaum zur Hälfte überhaupt eingebracht werden. Der Zimmermann Christian Röder aus Hermsdorf baute eine neue Pfarrscheune. Dieselbe hat bis 1879 gestanden, wurde dann niedergerissen und etwas kleiner wieder aufgebaut. 1672 den 30. Dezember gabs einen furchtbaren Sturm mit heftigen Blitzen und Donnerschlägen. Hier und in Holzhau waren mehrere Häuser dem Einsturze nahe. 1674 In diesem Jahr ward in den Kirchspielen des Erzgebirges bis nach Chemnitz eine Kollekte zur Reparatur des Kirchturms und zum Wiederaufbau der Schule für Nassau gesammelt. 1676 Für den Kirchen- und Schulbau gingen noch Kollekten aus den Inspektionen Pirna und Meißen ein. 1677 den 13. April fürchbares Schloßenwetter (Hagel), was großen Schaden auf den Feldern anrichtete, sogar die Schindeln auf den Dächern zerschlug. Noch drei Tage nachher fanden sich Eisstücke in Hohlwegen. 1681 den 30. August wurde in der Familie des Bartholomäus Richter hier ein Knabe mit nur einem Arme geboren. 1684 fand man Anfang November auf Jakob Kempen s Gute einen fremden Mann halbtodt, derselbe war sprachlos und starb bald nach der Auffindung, wurde am 3. November nach der Kirmespredigt begraben. 1688 den 19. September spielte die 7jährige Bauerstochter Anna Dorothea Liebscher mit dem Gewehr ihres Vaters und wird durch einen losgehenden Schuß tödtlich verletzt. 1695 der Kurfürst ließ im März wegen der großen Theuerung Kollekten für die erzgebirgischen Armen sammeln. 1700 den 9. März brannte der neugebaute Hof des Försters Poppe total nieder. 1705 Noch 14 Tage nach Pfingsten starke Kälte. Am 5. Juni starker Reif. 1707 den 15. Juni ein sehr schweres Gewitter. Zwei Fuhrleute fahren gerade mit Eisensteinen durch Nassau nach Schmiedeberg. Der Eine spannt aus und flüchtet mit dem Vieh (2 Pferde und 2 Ochsen) in das Gehölz neben dem Wege in Obernassau. Gleich darauf wird er samt sämtlichen Vieh durch einen furchtbaren Schlag getödtet. Der andere Fuhrmann ist mitten im Wege halten geblieben und bleibt samt Vieh unversehrt. 1718 den 8. Februar kommt der 15jährige Georg Böhme, Sohn des hiesigen Gerichtsschöppen, auf dem Wege nach Rechenberg im Sturm und Schneegestöber ums Leben; ward erst am 21. März gefunden. 1719 sehr heißer Sommer, daß viele Brunnen vertrockneten. Ende August ist bereits die Ernte eingebracht. Hierauf große Theuerung. 1720 im Januar und Februar großer Schneefall, an vielen Orten liegt derselbe gegen 4 Ellen hoch. Die Böhmen ließen wegen der vorjährigen schlechten Ernte kein Getreide über die Grenze nach Sachsen. Große Noth herrst unter den Armen im Nassauer Kirchspiele; der Kurfürst läßt Korn austheilen theils zu Brod theils zur Aussaat. 1724 den 4. Juli wird Martin Schröter, Häusler hier, beim Grasmähen auf den Frauensteinischen Hofefeldern vom Blitze erschlagen. 1725 den 14. Juli wird fast alles Getreide durch ein heftiges Schloßenwetter (Hagel) zerschlagen. 1731 gabs einen sehr langen Winter, daß man mit der Aussaat erst nach Pfingsten beginnen konnte; trotzdem ein sehr fruchtbares Jahr, besonders schöner Flachs. 1733 In diesem Jahre stand das Getreide schöner als seit Menschengedenken; darauf am 25., 28. und 29. Juli heftige Schloßenwetter, wodurch der größte Theil der schönen Feldfrüchte zu Grunde ging. Trotzdem entstand keine Theuerung, da der verschonte Rest des Getreides immer noch sehr ergiebig war. 1734 den 5. April starb hier Jakob Kempe, Wittwer, 94 Jahre alt; er hinterließ 9 Kinder, 32 Enkel und 17 Urenkel. Im September passierte der Kurfürst August II. auf dem Wege zur Jagd nach Olbernhau durch Nassau und nahm im hiesigen Erbgericht mit seinem Gefolge das Mittagsmahl ein. 1736 den 25. Juli, früh gegen 7 Uhr wurde der Bauer Gottlob Göhler hier auf seinem Gute beim Grasmähen samt dem Knechte vom Blitz erschlagen. 1738 Während der Weihnachtsfeiertage äußerst heftiger Sturm, dabei durch den starken Anraum bedeutender Schaden an den Bäumen entsteht. 1741 den 9. Mai brannte in der Nacht das Gut Hans Zinke s nieder in Obernassau (wahrscheinlich das jetzige Gut Nr. 10) nieder, dabei kamen der Besitzer, seine Mutter, seine Frau und 2 Kinder von 12 und 6 Jahren, also 5 Menschen, ums Leben. Im Frühjahr großer Futtermangel, weswegen viel Vieh zu Grunde ging. Den 7. November marschierte eine Kompagnie des Grafen Nostiz von Allerbeck schen Infanterieregiments durch Nassau und hält hier Rast. Unterwegs von Pretzschendorf her ist dem Korporal Joh. Christoph Heinrich sein 6jähriger Sohn gestorben; derselbe wird gegen Abend, kurz vor dem Weitermarsche mit Segen auf hiesigem Gottesacker beerdigt. 1743 den 1. Mai wird der Bauersfrau Anna Sophie Fischer im jetzigen Oberbauergute von einem wütend gewordenen Rinde der Leib aufgerissen, sie lebte noch 2 Tage unter großen Schmerzen und war erst 31 Jahre alt. Den 2. und 16. September heftige Schloßenwetter (Hagel). 1745 vom 2. bis 10. Januar ganz außerordentlicher Schneefall; sämtliche Wege der Umgegend waren auf mehrere Tage vollständig gesperrt. 1747 Mittwoch, den 7. Juni, gegen Abend zog ein heftiges Gewitter mit Hageln von der Größe eines Hühnereies über das Dorf; allen nach Westen gelegenen Fenster wurden zerschlagen, auch bedeutender Schaden in Wäldern und Feldern. Den 12. November Schneefall mit rasendem Sturm, Abends gegen 7 Uhr starker Blitz und Donner und darauf strenge Kälte. 1757 Ein an der Straße nach Rechenberg todt aufgefundener Mann (Bettler) win in der Stille auf dem hiesigen Kirchhofe beerdigt. 1758 den 11. Juli starb Andreas Bock, Schulmeister hier, 80 Jahre alt. 1767 den 21. März wird der Mühlbursche Christian Gottlob Wolf aus Herbigsdorf in der Bergmühle zu Nassau vom Mühlrade erdrückt. 1771 Große Theuerung in der Gegend; der Scheffel Korn galt 13 Thaler, Weizen 14 Thaler, Gerste 9 Thaler, Hafer 6 Thaler. 1772 den 17. Januar fand man Ehrenfried Aßmann aus Ammeldorf bei der hiesigen Schule todt auf, nach gerichtlicher Besichtigung begrub man ihn selbigen Tages in der Stille hier. 1774 den 7. August ging früh der Jäger Joh. Gottlob Schober mit seinem Herrn, dem Revierförster Glaser von Nassau und einigen Herren aus der Nachbarschaft auf die Jagd. Am Teiche bei Rechenberg wollte Schober über einen Zaun steigen, dabei entlud sich das Gewehr und Schober blieb auf der Stelle todt. 1783 den 24. August brannte in Folge Blitzschlags Joh. Georg Dittrich s Gut nieder. 1785 In der Zeit um Lichtmeß häufige Schneefälle; desgleichen mußte noch am 2. bis 4. Mai die Landstraße bei Frauenstein ausgeschurt werden um Fuhrleuten aus Olbernhau das Fortkommen zu ermöglichen. In diesem Jahre sehr späte Aussaat und spärliches Futter. 1786 den 25. Dezember macht ein rasender Sturm jeden Verkehr unmöglich. 1787 den 14. Mai, Mittwoch nach Pfingsten liegt der Schnee 1/4 Elle hoch. Große Reparatur des Kirchthurmes hier. Ein neuer Knopf (vom Kupferschmiedemeister Hickel aus Olbernhau) wird aufgesetzt. Die Kosten der Reparatur betragen 277 Thaler. Das Getreide geräth dieses Jahr sehr gut, da aber die Grenze nach Böhmen gesperrt war, so waren doch die Preise hoch. Am 23. November begann Kälte und Schnee sogleich ziemlich heftig. Mehrere Unglücksfälle durch Erfrieren. 1792 den 3. März brannten 3 Bauergüter mit sämtlichen Vorräten nieder. 1794 den 8. Mai, Abends gegen 8 Uhr herrschte ein wüthender Sturm, der viel Schaden an den Häusern anrichtete; in Reichenau wurden mehrere Gebäude eingerissen. 1795 vom 8. bis 14. Mai Schneefall. 1796 den 8. November starb hier der Freiberger Ephoralmissivbote, Schuhmacher Frommhold aus Freiberg, auf seinem Amtswege um eine Citation auszutragen. Bei dem in diesem Jahr stattgefundenen Pfarrwohnhausbau war als Zimmermeister beschäftigt Zinke aus Niedernassau, welcher 1851 gestorben ist. 1800 und 1801 In beiden Jahren herrschten in der hiesigen Parochie Blattern und Scharlachfieber. Das erstgenannte Jahr starben 67, 1801 aber 68 Personen an diesen Krankheiten. 1802 den 6. Februar hatte sich dem Wege von Dittersbach nach Nassau der 76jährige Häusler Johann Christoph Göhler im Nebel verirrt und ward Tags darauf, an einem Sonntage, in unmittelbarster Nähe des Niederdorfes todt aufgefunden. Den 25. Juli, Dom. VI. p. Trin., wird M. Karl Joseph Rose als Pfarrsubstitut bei seinem Vater hier eingewiesen. Derselbe hat sich während seines hiesigen Aufenthalts sehr fleißig mit der Geschichte der Parochie Nassau beschäftigt und namentlich in den Akten des Justizamtes Frauenstein, die jetzt gar nicht mehr vorhanden sind, sowie in Freiberg und in Familienpapieren der Familie von Schönberg sorgfältige Nachforschungen angestellt. Der größte und wichtigste Theil der vorstehenden chronikalischen Mittheilungen beruht auf Nachrichten, die sich zerstreut in den zahlreichen Akten von Rose s Hand im Pfarrarchiv vorfinden. Seine im Jahre 1813 erfolgte Versetzung als Pfarrer nach Wilschdorf bei Stolpen hat ihn an der übersichtlichen Zusammenstellung seiner so mühsam gesammelten Nachrichten gehindert. Die Kirchrechnungen reichen bis zum Jahre 1583 zurück und sind reich an interessanten Vermerkungen aller Art. Der letzte Pfarrer, welcher selbst die Pfarrgrundstücke bewirthschaftet hat, war Claudius. Seitdem sind die Wiesen stets verpachtet gewesen. 1803 den 25. März, Nachmittags 3 Uhr entstand Feuer hier. Es brannten 3 Güter ab, darunter das sogenannte Schäfergut, damal Beigut zum Erbgericht. 1805 war ein sehr nasser und kalter Sommer. Die Heuernte verzog sich bis in die letzte Woche vor Michaelis. Vieles Getreide kam gar nicht zur Reife. Bald nach Michaelis fiel der erste Schnee. Die Haupternte ward während einiger schönen Tage gegen Ende Oktober gehalten. Die Kartoffeln mußten aus dem Schnee gesucht werden, jedoch waren die meisten erfroren und wurden gar nicht ausgegraben. Das näher kommende Kriegswetter wird durch stärkere Aushebung von Soldaten auch hier bemerklich. Das Frauensteiner Amt hatte 36 Pferde und 19 Mann für dieses Mal zu stellen. 1806 ein außergewöhnlicher milder und warmer Februar. Die Leute fangen schon in diesem Monate an die Felder zu bestellen. Trotzdem in diesem Jahre eine sehr geringe Ernte. Am Frauensteiner Amte wurden am 20. September abermal 17 Mann und 38 Pferde zu Kriegsdiensten ausgehoben und nach Dresden transportiert. Desgleichen hatte das Amt in diesem Monate eine starke und unentgeltliche Lieferung an Hafer, Heu, Korn, Stroh und Mehl nach Freiberg zu schaffen. Den 14. Oktober. Nach Behauptung vieler hiesiger Einwohner ist der Kanonendonner der Schlacht bei Jena duetlich auch hier gehört worden. Vom 17. bis 20. Oktober zogen verschiedene Abtheilungen fliehender Preußen durch Nassau und versuchten von hier aus über Pirna nach Schlesten zu entkommen. Verfolgende Franzosen haben sich jedoch nicht im Orte gezeigt. In diesem Jahre herrschten wieder die Blattern hier. Es starben im Ganzen 78 Personen im Kirchspiele. 1807 den 8. Februar Feier des Friedensdankfestes (nämlich des Friedens zwischen Napoleon und dem nunmehrigen Könige von Sachsen). 1809 den 10. Juni lagern sich 10.000 Mann österreichische Landwehr bei Dippoldiswalde. Auch die Nassauer Bewohner müssen unentgeltlich Lebensmittel ins Lager liefern. Im Übrigen hielten diese Truppen gute Mannszucht. Den 6. Juli zog Oberst Thielmann mit 2600 Mann Sachsen von Frauenstein kommend durch hiesigen Ort nach Olbernhau. Den 12. November ward die Nachricht vom Abschluß des Friedens zu Wien von den Kanzeln in Nassau und Rechenberg verlesen. |