![]() | Das Schloß in Frauenstein | |
Das Schloß,welches weit älter ist, als die Stadt, liegt gegen Mitternacht so hoch, daß man davon in die Lausitz sehen kann, das Schloß Stolpen und den Keulenberg bei Königsbrück sieht man deutlich und von den Thürmen des alten Schlosses (Burg), die sich aber leider ihrem Ruin immer mehr neigen, kann man bei hellem Wetter die Landskrone bei Görlitz erkennen. Zu unterscheiden ist die ältere Burg und das neuere Schloß. Die jetzt in Trümmern liegende Burg, in welcher die Burggrafen ihre Kommandaturen hielten, und in welcher sie zeitweilig selbst residierten, war eine dreifach mit Mauern umzogne, sehr starke Befestigung, und bestand aus zwei starken vierseitigen Thürmen, die schmale Lärmstange und der dicke Märten genannt, welche den Westen und Norden schützten, während der kleinere zum Theil noch erhaltene Rundthurm den Südosten beschützte. Zwischen den Hauptthürmen befinden sich die Reste der Wohnräume und der Kapelle, welche Heinrich von Schönberg noch 1614 erneuern ließ, sie deuten auf einen ehemaligen palastartigen Bau. Das neuere Schloß, tiefer als die Burg, aber innerhalb der Umwallungen gelegen, ließ Heinrich von Schönberg durch den kurfürstlichen Baumeister Hans Irmisch in den Jahren 1585 - 1587 errichten. Berühmt war die ehemalige Ausstattung des Schlosses mit Waffen, Möbeln und einer kostbaren Bibliothek, ferner der malerische Schmuck des einen Saales, darstellend die Fabel von Reinecke Fuchs. Die Rüstkammer wurde schon 1607 geräumt und der Brand im Jahre 1728 zerstörte die Pracht der Ausstattung. Als Besitzer sind bekannt von 1329 - 1426 die Burggrafen von Meißen folgenden Namens: Hermann III. 1329 - 1336 Meinherr IV. und Albrecht, 1336 - 1351 Meinherr V. und Berthold I., 1351 - 1388 (Dieser Berthold baute 1384 die Kapelle zum heiligen Kreuz) Berthold II. 1388 - 1395 Meinherr VI. 1395 - ? Heinrich I. bis 1426; er wurde in der blutigen Schlacht bei Außig nebst vielen Grafen und Edelleuten von den Hussiten erschlagen. Von 1428 - 1438 besaßen das Schloß die Grafen aus dem Reuß-Plauenschen Stamme, die zugleich meißnische Burggrafen waren. Es sind nur 3 von diesem Geschlechte Besitzer gewesen, nämlich: Heinrich II. 1428 - 1429. Er bekam wegen treu geleisteter Dienste vom Kaiser Siegesmund im Jahre 1426 das Burggrafenthum Meißen, und 1428, den 7. September von Kurfürst Friedrich II., dem Sanftmüthigen, Schloß und Amt Frauenstein. Heinrich III. und IV., 1429 - 1438. Im Jahre 1438 wurde das Schloß von Kurfürst Friedrich dem Sanftmüthigen erobert, und dem letztgenannten Grafen für 16000 Gulden im Jahre 1440 abgekauft. Bei dieser Eroberung waren die 3 verteidigenden Hauptleute Finke, Storch und Zeisig. Letzterer wurde dabei gefangen genommen und auf dem Porphyrfelsen hinter dem altes Schlosse enthauptet, der seitdem der Zeisigstein heißt. 1473 wurde das Schloß von Kurfürst Ernst und Herzog Albert an die von Schönberg auf Purschenstein um 9000 Gulden verkauft, die es von 1473 - 1647 besaßen und mit Namen folgende sind: Bernhard, 1473 - 1476. Er zog mit Herzog Albert nach Palästina, starb unterwegs und ward auf der Insel Rhodos begraben. Kaspar II., 1476 - 1510. Nach dessen Tode wurde unter den Erben Streit, weswegen Herzog Moritz Frauenstein eingenommen haben soll; er setzte zum Burggrafen ein: Kaspar III., 1513 - 1576. Dieser verjagte zwar 1531 erst viele Unterthanen, weil sie das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalt genossen und Luthers Schriften gelesen hatten, aber nach Herzog Georg des Bärtigen Tod nahm er 1539 selbst die lutherische Konfession an und führte sie hier ein. Kaspar IV., 1576 - 1578. Man konnte ihn den reichen Schönberg heißen, denn er besaß 9 schöne Rittergüter, nämlich: Frauen- und Purschenstein, Rechenberg, Sayda, Pfaffroda, Dörnthal, Mulda, Hartmannsdorf und Gamig. Heinrich, 1578 - 1616. Er war ein weiser, gelehrter und erfahrener Mann, der sich vile Denkmale sowohl durch Neubauten als durch milde Stiftungen gesetzt hat. Unter ihm gedieh besonders auch der Bergbau, sodaß der Wohlstand in und um Frauenstein sprichwörtlich wurde. 28 Jahre war er Oberhauptmann der Ämter Freiberg, Dippoldiswalde, Altenberg und Tharand und wurde begraben in hiesiger Stadtkirche am 27. November 1616. Abraham I., 1616-1623. Abraham II., 1623 - 1639. Der Nachlaß dieses von Schönberg gerieth in Konkurs, und nun kaufte der Kurfürst Johann Georg I. das Schloß mit allen Zugehörungen im Jahre 1647 um 80000 Gulden. seit welcher Zeit es ein Kammergut geblieben ist, wovon aber sämtliche Felder wegverkauft sind. 1814 ruinierte in der Nacht vom 3. zum 4. März ein Brand die inneren prächtigen Räume des Schlosses. Erst früh 2 Uhr wahrgenommen von einem von seiner Arbeit am Clemensstollen bei Friedersdorf heimkehrenden Bergmann, Samuel Grösel, als alles noch im tiefen Schlafe lag, sodaß keine Löschung mehr möglich war, sodern 14 Zimmer und 2 Säle ausbrannten, auch im Seitenflügel (Hintergebäude) die dort aufgehäuften Vorräte an Fichten-, Kiefer- und Birkensamen im Werte von 6000 Thalern verbrannten und wochenlang fortglimmten. Der als Interimsverwalter des Rentamts anwesende Finanzsekretär Sohr konnte seine Sachen noch ziemlich retten, aber der in derselben Etage wohnende Amtsinspektor Germann verlor seine sämtlichen Mobilien. Schon flogen die Funken auch auf die Stadt herunter, als der Wind sich glücklich drehte und so ohne Schaden über die Bürgerfichten hintrieb. Die am 5. März vorgenommene Nachforschung nach den Ursachen der Feuersbrunst ergab nur die Vermuthung, daß sie von einem glimmenden Balken ausgegangen sein könnte. Jedoch später, ziemlich aus dem Ende des langen Aktenstückes, dieses Feuer betreffend, ist zu ersehen, daß der Schornsteinfeger Cremit wegen befunden Mangels an gehöriger Reinigung des Schornsteins, worin man dann den Grund des Feuers vermuthete, mit 20 Thalern in Strafe genommen worden ist. Auszug aus "Chronik des Amtgerichtsbezirk Frauenstein" (Erster Theil). Zusammengestellt von Oswald Schleinitz im Jahre 1887 |